Humor in der Natur

Es gibt eine Art Humor, die in der Intensität ihrer Wirkung den Humor der Sprache ebenso wie denjenigen der pantomimischen Geste bei weitem übertrifft.
Das ist der in einem Sachverhalt, einem Gegenstand oder gar in der Natur Gestalt gewordene Witz, kurz die Ridikulosität des Faktischen.

Beispiele sind "das Geschenk"(ein Bügeleisen mit Stacheln auf der Bügelfläche) oder "die Quelle" von Marcel Duchamp, ein Lachkrampf angesichts des Bonner Schürmann - Baus oder die Tatsache, dass meine Hosen so schlecht sitzen, dass sie sich ständig ohne mein Zutun auf dem Weg nach unten befinden.

An meinen Beispielen ist unschwer zu erkennen, dass meistens ein Fehler, ein Versagen, ein Defekt eine Rolle spielt, wenn wir zum Lachen genötigt werden.

Wer nun wie Leibniz glaubt, Gott hätte aber sicher keinen Pfusch am Bau geleistet, wird durch die Tatsache, dass die Gravitationsverhältnisse im Universum nur durch eine Materie mit dem unbeholfenen Namen "dunkle Masse" erklärt werden können, die noch nie jemand gesehen hat und deren einzige Aufgabe darin besteht, Galaxien genug Gewicht zu verleihen, damit sie mit ihrem ganzen Inhalt nicht ihre Bahnen verlassen, eines besseren belehrt, so als hätte Gott mit voller Absicht Schopenhauer Recht geben wollen, der diese Welt "die schlechteste aller möglichen" genannt hat.

Humor, eine Eigenschaft intelligenten Lebens, eignet scheints also auch Gott, und er ist nicht nur essentiell, um das eigene Sein zu ertragen, sondern unserer eigenen Biologie auch implizit. Wie die Welt vor unserem, so sind wir vor dem Humor Gottes, der Vorsehung, der Natur(....) nirgens sicher.

Humor im Sachverhalt ist es, wenn auf einem Bahnhof wartende Fahrgäste von einer parkenden Diesellok vergast werden, während zugleich auf diesem Bahnhof "Rauchverbot" herrscht :-D. Allein Realsatire, da wo sie auftritt, auch zu erkennen, ist manchmal nicht leicht, missverstehen manche Zeitgenossen doch Realsatire als hinzunehmende Bedingungen ihres eigenen Lebens, statt mit John Locke "den Himmel anzurufen und den Staat", der selbst einer der ganz großen zeitgenössischen Realsatiriker ist, "zur Hölle zu jagen".

So kommen wir zu einer weiteren bestimmenden Eigenschaft von Humor, derjenigen dass oft in der einen oder anderen Form Gewalt in ihm steckt, implizite Gewalt, gedachte Gewalt, nicht ausgeführte Gewalt, Ersatz für Gewalt; so blieb manch Raufhändel oder gar Krieg stecken oder wurde überspielt in einem Witz, der alle im Lachen vereint oder auch nur das Sieger - Verlierer Verhältnis neu definiert.

Für Herbert Feuerstein sind Witze etwas Absolutes, man könnte "fast Heiliges" sagen, und sie sind niemals politisch korrekt: Türkenwitze, Naziwitze, Blondinenwitze, Kinderwitze .....
Über ihnen allen thront unangefochten die Realsatire, die Ridikulosität des Faktischen.
Es verstummt der Nicht-Wortgewaltige.